Energie und Emissionen
Green Building
Das Thema Green Building ist ein Dauerbrenner und gehört auch bei Logistikimmobilien seit Jahren zum guten Standard. Es erhält immer wieder neue Impulse, einerseits durch den Europäischen Green Deal, andererseits durch die zunehmende Rohstoffknappheit.
Bis 2030 müssen 50 bis 60 Prozent der Klimagas-Emissionen aus der auf fossiler Verbrennung basierenden Energiebereitstellung reduziert werden. So sind derzeit Veränderungen bei der technischen Ausstattung der Immobilien zu verzeichnen. Anfänglich befeuert durch großzügige staatliche Förderung im Rahmen der „Bundesförderung effiziente Gebäude“ – und kürzlich durch die Entwicklung der Gaspreise – werden im Neubau Heizungssysteme mit fossilen Brennstoffen wie Gasdunkelstrahler zunehmend durch elektrisch betriebene Wärmepumpensysteme ersetzt.
Die erzeugte Wärme wird mittels Deckenstrahlplatten (Luft/Wasser-Wärmepumpe) oder mittels Ventilationssystemen und/oder Luftschläuchen (Luft/Luft-Wärmepumpe) im Gebäude verteilt. In Bürobereichen erfolgt die Verteilung häufig über VRV-Systeme oder Fußbodenheizung. Die Wärmepumpensysteme haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie nicht nur zum Heizen, sondern durch geringe Zusatzkosten auch im Sommer zur Gebäudekühlung eingesetzt werden können. Wird die erforderliche Elektroenergie regenerativ mittels PV-Anlage vor Ort erzeugt, ist die gesamte Wärmeerzeugung nahezu CO2-frei, also klimaneutral.
Leider sind die Fördermöglichkeiten für Logistikprojekte ausgelaufen. Denn die Förderprogramme, die zusätzlich zur Energieeffizienz (EG40) auch die Umsetzung eines sogenannten NH-Paketes erfordern, gelten derzeit nur für Wohngebäude, Bürogebäude und Bildungsbauten. Hintergrund ist, dass nur für diese Gebäude das staatliche „QNG-Siegel“ erworben werden kann. QNG steht dabei für „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ und beinhaltet eine erfolgreiche DGNB-Zertifizierung des Gebäudes, wobei keine bestimmte Qualitätsstufe erforderlich ist. Zusätzlich hat der Gesetzgeber die Einhaltung von Mindestanforderungen in 6 Zertifizierungskriterien vorgegeben. Es wäre wünschenswert, wenn diese Fördermöglichkeit auf Logistikimmobilien erweitert würde, da hier durch die großen Dachflächen ein erhebliches Potential für die Installation leistungsstarker Photovoltaik-Anlagen liegt, die wesentliche Beiträge zur sicheren und umweltfreundlichen Energieerzeugung leisten könnten.
Auch über die Gebäudekonditionierung hinaus ist die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus der Logistikimmobilie weiter in den Vordergrund gerückt. Denn bis zu 50 Prozent der gesamten Klimagas-Emissionen von Gebäuden entstehen bei der Herstellung der Bauprodukte und beim Bauprozess, weitere 10 Prozent beim Rückbau von Gebäuden. Auch unabhängig von Gebäudezertifizierungen werden bereits jetzt im Rahmen des ESG-Reportings sogenannte Ökobilanzen (englisch: Life Cycle Assessment, LCA) gewünscht. Aufgrund des hohen Anteils an den CO2-Emissionen dürften Ökobilanzen in wenigen Jahren sicher auch vom Gesetzgeber für Neubauprojekte verlangt werden (Energie-Emissionen-Massenstrombilanz).
In den Gebäudezertifizierungen von DGNB, LEED oder BREEAM gehören Ökobilanzen seit vielen Jahren zum Standard. Wer ein Gebäudezertifikat hat, weiß also bereits heute, wieviel klimaschädliche Gase sein Gebäude emittiert. In der Ökobilanz wird der CO2-Fußabdruck des Gebäudes ermittelt.
Dabei wird unterschieden zwischen
- den Auswirkungen des Energieverbrauches zur Gebäudekonditionierung – also für Heizen, Kühlen und Beleuchtung,
- dem Energieverbrauchs durch die Nutzung, hierzu zählt vor allem die Intralogistik, die einen erheblich größeren Beitrag leisten kann als der Gebäudebetrieb
- und den Emissionen, die bei der Herstellung des Gebäudes bzw. der verwendeten Baustoffe entstanden sind.
Hierfür stehen Datenbanken zur Verfügung, in denen die CO2-Äquivalente für die meisten verwendeten Baustoffe hinterlegt sind. Die produktspezifischen CO2-Emissionen werden wiederum im Rahmen von Ökologischen Produktdeklarationen (EPD) ermittelt.
Ist die Installation einer PV-Anlage bereits fest eingeplant und kann/soll der Verbrauch der erzeugten Elektroenergie vorrangig vor einer Netzeinspeisung im Gebäude erfolgen, wird ein Klimaschutz-Fahrplan erstellt. Mit dem Klimaschutzfahrplan bzw. der vorhergehenden Analyse kann ermittelt werden, ob die erzeugte regenerative Energie, die als CO2-Senke wirkt, ausreicht, um den Gebäudebetrieb klimaneutral zu stellen.
Darüber hinaus vorhandene Energie, die ins Netz eingespeist wird, dient zur Neutralisierung der Emissionen aus den Bauprodukten („Graue Energie“), sodass nach einigen Jahren das gesamte Gebäude klimaneutral wird.
Die DGNB hat im Rahmen der letzten Aktualisierung des Zertifizierungssystems (Version 2018 9.Auflage) ein Klima+ Paket integriert. Dies ist auch für bereits zur Zertifizierung angemeldete und in Realisierung befindliche Projekte anwendbar und bietet eine kostenfreie Überprüfung von Klimaschutzfahrplänen an. Werkzeuge zur Erstellung eines solchen Klimaschutzfahrplans stellt die DGNB auf ihrer Website unter www.dgnb.de/toolbox kostenfrei zur Verfügung.
Weiterhin gibt es zusätzliche Bonus-Punkte für den Klimaschutzfahrplan im Rahmen der Gebäudezertifizierung, sodass hier ein Bewertungsplus von 2–3 Prozent erreicht werden kann. Ein wichtiger Beitrag insbesondere für die Projekte, die ein Platin-Zertifikat zum Ziel haben.
Autorin: Doreen Kruschina, Planung + Baumanagement