Potenziale für die Entwicklung von Logistikimmobilien
Brownfields
In Deutschland herrscht Flächenknappheit. Schon jetzt ist ein Ausweichen auf die grüne Wiese in den wenigsten Städten kaum noch möglich. Bis 2030 soll die Neuflächenversiegelung zudem auf weniger als 30 ha pro Tag schrumpfen. Bis 2050 strebt die Politik sogar einen Neuflächenverbrauch von Netto-Null an. Einen Ausweg bietet die Flächenreaktivierung von Brownfields, also von Grundstücken mit Altlasten sowie Bestands- und Entwicklungsrisiken.
In der Nachnutzung von Flächen – den sogenannten Brownfields – liegt ein enormes städtebauliches Potenzial. Gemeint sind damit vormals industriell genutzte oder planfestgestellte Flächen bzw. Sonderflächen. Diese sind allerdings so anspruchsvoll, dass viele Entwickler bisher lieber die Finger davon gelassen haben. Bisher! Denn das Interesse an den Flächen steigt und ist bereits jetzt so groß wie nie zuvor.
Chancen für die Logistik
Das liegt auch daran, dass in Deutschland mittlerweile eine höchst professionelle Brownfield-Szene existiert, die in der Lage ist, so gut wie jede Fläche wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Für die Brownfield-Profis ist es unverständlich, warum diese Flächen in Deutschland so ein negatives Image haben. Denn die Vorteile überwiegen bei weitem. Oft handelt es sich bei Brownfields um begehrte, innenstadtnahe Lagen. Das Baurecht ist in der Regel schon vorhanden und muss nicht erst umständlich geschaffen werden. Auch kann auf vorhandene Infrastrukturen zurückgegriffen werden. Die Anbindung an den ÖPNV sowie an das vorhandene Straßen- und Schienennetz ist oft besser gegeben als in der suburbanen Peripherie.
Für den Logistikbereich ergeben sich dadurch besondere Chancen. Auch wenn nicht jedes Brownfield für jede Art von Logistik geeignet ist, so finden sich doch unterschiedliche Nutzungstypen, die sich zum Beispiel auch in eine Wohnumgebung ideal eingliedern lassen. Vor allem kleinteilige, aber moderne Gewerbeflächen, sogenannte Unternehmer- oder auch Handwerkerparks, erfreuen sich enormer Beliebtheit. Fast alle großen Logistikentwickler bieten heute Lösungen für diese kleinen Brownfields an.
Mangelnde Transparenz
Warum beschäftigen sich also nicht noch mehr Projektentwickler mit dem Thema Brownfields? Schließlich ist kaum etwas nachhaltiger, als stillgelegte Areale von Altlasten zu befreien, sie zu revitalisieren und auf weitere Grünflächenversiegelung zu verzichten. Die Antwort ist einfach: Deutschlands Politik und Verwaltung hat das Thema nicht ausreichend im Fokus und – was noch schwerer wiegt – es fehlt an einer einheitlichen Erfassung von Potenzialflächen. Andere Länder wie zum Beispiel England sind hier schon viel weiter. Dort werden standardmäßig und für jeden einsehbar Brownfieldflächen regelmäßig erfasst, kartiert, digitalisiert und den Entwicklern online zur Verfügung gestellt.
DEBV erstellt Kataster
In Deutschland hat sich der Deutsche Brownfield Verband (DEBV) dieses Problems angenommen. Mit Unterstützung zahlreicher Mitgliedsunternehmen wurde ein Brownfield-Kataster erarbeitet und März 2024 fertiggestellt. Deutschlandweit wurden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz rund 600.000 gewerbliche Flurstücke analysiert und geeignete Flächen identifiziert. Stand März 2024 sind in dem Tool – welches über einen Browser aufgerufen werden kann – knapp 58.000 Flächen ab einer Größe von 2.000m² erfasst. Gerade für Städte und Kommunen, die bisher annahmen, dass auf ihrem Gebiet keine entwicklungsfähigen Flächen mehr existieren, ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten und Lösungswege.
Ohne Brownfields geht es nicht
Fazit: In Zeiten, in denen die Flächen in Deutschland immer knapper werden, haben Sanierung und Revitalisierung von Brachflächen höchsten Nachhaltigkeitswert. Altlasten werden verantwortungsvoll beseitigt und Grünflächen effektiv vor der Neuversiegelung geschützt. Dank Brownfields haben die Städte die Chance, dringend benötigte moderne Gewerbeflächen anbieten zu können. Durch die EU-Taxonomie wird dieses Thema richtigerweise noch weiter gefördert.
Profis, die in der Lage sind, solche teils komplexen Flächen zu revitalisieren, gibt es zur Genüge. Nun müssen nur noch Politik und Verwaltung mitziehen und diesen Flächen einen höheren Stellenwert verleihen. Werden Brownfields im Planungsprozess gegenüber der grünen Wiese bevorzugt, wird das Ziel der Reduzierung des Neuflächenverbrauchs schneller erreicht. Der Wirtschaftsbereich Logistik kann zeigen, dass er mit guten Konzepten für nachhaltige Flächenkonversion ein idealer Partner dafür ist.
Autor: Raphael Thießen, Geschäftsführer Brownfield24 & Deutscher Brownfield Verband e.V.
Ihr Ansprechpartner für Fragen und weiterführende Informationen
Raphael Thießen
Geschäftsführer Brownfield24
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Email: thiessen@brownfield24.com
Porträt Brownfield24
Brownfield24 ist die einzigartige Plattform für die nachhaltige Revitalisierung von Brachflächen. Das Unternehmen wurde 2016 gegründet und ist heute Deutschlands größtes Netzwerk zum Thema Brownfield. Die starke Marke für ehrliche und gelebte Nachhaltigkeit in der Baubranche bietet seinen Mitgliedern vielfältige Marketing-Services, ein Online-Branchenbuch für Brownfield-Experten und öffentlichkeitswirksame Events, auf denen sich die Besten der Branche vernetzen.
www.brownfield24.com
Porträt DEBV
Der Deutsche Brownfield Verband wurde im Dezember 2020 auf Initiative von Brownfield24 gegründet. Das Ziel des DEBV ist es, die Branche mit einer gemeinsamen Stimme sprechen zu lassen. Der Verband will die Rahmenbedingungen praxisnah mitgestalten und der Politik praktikable, umsetzbare Lösungen vorstellen, um in Zukunft allen Beteiligten eines Brownfield-Projekts die Arbeit zu erleichtern.
www.deutscherbrownfieldverband.de