Bau­kos­ten­stei­ge­rung – Sta­tus Quo im Herbst 2022

Der Trend der ver­gan­ge­nen Jahre ist ein­deu­tig: Die Bau­preise stei­gen kon­ti­nu­ier­lich – beson­ders stark seit 2018. Im Zuge der Corona-Pan­de­mie und noch ein­mal ver­stärkt durch die Ukraine-Krise kann­ten die Preise nur noch eine Rich­tung: steil nach oben.

Viele Betriebe wur­den durch Lock­downs lahm­ge­legt oder dros­sel­ten die Pro­duk­tion, da man davon aus­ging, dass die Nach­frage ein­bre­chen werde. Doch das Gegen­teil war der Fall: Die Nach­frage stieg. Gleich­zei­tig brach das Ange­bot durch wei­tere Kri­sen ein. Lie­fer­ket­ten wur­den immer wie­der unter­bro­chen. Die Folge: wei­tere Preissteigerungen.

Der Bau­kos­ten­in­dex des sta­tis­ti­schen Bun­de­amts (BKI) zeigt von 2017 bis 2021 einen Preis­an­stieg von 106,8 auf 134,1 Punkte (Quelle: destatis.de – BKI Q4/2017 auf Q4/2021). Ent­wick­lun­gen wie die­ses extreme Plus von 25,5 Pro­zent hatte es im jewei­li­gen Ver­gleichs­zeit­raum 2001 bis 2017 nicht gegeben:

2001 – 2004:  + 2,4%

2005 – 2008:  + 15,2%

2009 – 2012:  + 7,7%

2013 – 2016:  + 7,5%

Die extreme Ent­wick­lung seit 2018 ist im Wesent­li­chen auf fol­gende Fak­to­ren zurück­zu­füh­ren: Allein der Preis für Zement erhöhte sich laut Erzeu­ger­preis­in­dex des sta­tis­ti­schen Bun­des­amts 08/2022 gegen­über dem Vor­jahr um 22,9 Pro­zent. Gegen­über 2015 stieg er sogar um 40,6 Pro­zent, wobei die ange­kün­dig­ten Erhö­hun­gen auf­grund der hohen Ener­gie­preise hier noch nicht ein­ge­preist sind.

Auch der Stahl­preis ist – Stand Früh­jahr 2022 – nach einer län­ge­ren Phase der Kon­stanz seit 2017 in der Spitze um über 100 Pro­zent gestie­gen. Aktu­ell ist ein deut­li­cher Rück­gang auf­grund gerin­ge­rer Nach­frage fest­zu­stel­len, auf den die Stahl­pro­du­zen­ten mit ers­ten Still­le­gun­gen von Pro­duk­ti­ons­stät­ten reagieren.

Eben­falls stark gestie­gen ist der Kup­fer­preis, wie Chart 4 zeigt. Hier gibt es ein Plus von 44,2 Pro­zent seit 2017. Wei­tere Preis­trei­ber waren Lohn­stei­ge­run­gen mit einem Anstieg von 10,7 Pro­zent (Quelle: Desta­tis; Durch­schnitt­li­che Ent­wick­lung der Tarif­ver­dienste im Bau­ge­werbe 2017 bis 2021) sowie die all­ge­meine Infla­tion mit 6,9 Pro­zent (Quelle: Desta­tis; Ent­wick­lung der Ver­brau­cher­preise 2017 bis 2021).

Die Ent­wick­lung der stark gestie­ge­nen Prei­sen für Bau­ma­te­ria­len auf­grund der Coro­na­krise (2020 auf 2021) und der Ukrai­ne­krise (2021 auf 2022) zei­gen Chart 5 und Tabelle 1.

 

 

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Chart 1: Stahl­preis Deutsch­land 2017–2022 (Quelle: stahlpreise.eu)

 

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Chart 2: EEX STROM PHELIX DE PEAK YEAR CHART in Euro (Quelle: finanzen.net)

 

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Chart 3: Erd­gas­preis – NATURAL GAS CHART in Euro – 5 Jahre (Quelle: finanzen.net)

 

 

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Chart 4: Kup­fer­preis seit 2017 (to) in Euro (Quelle: finanzen.net)

 

 

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Chart 5: Preis­ent­wick­lung von Bau­ma­te­ria­lien (Quelle: Sta­tis­ti­sches Bundesamt)

 

 

 

Bau­ma­te­ria­lien Preis­än­de­rung
März 2021 auf März 2022
in Pro­zent (%)
Die­sel­kraft­stoff für Stra­ßen- und Schienenfahrzeuge + 65,8
Beton­stahl in Stä­ben, warmgewalzt + 60,4
Bitu­men aus Erdöl + 45,3
Asphalt­misch­gut auf Grund­lage von Schot­ter, Splitt + 13,9
Poly­mere des Vinyl­chlo­rids
(Plaste, KG-Rohre, Folien)
+ 28,0
Erzeug­nisse aus Beton, Zement und Gips + 9,7
Poly­ure­thane, in Pri­mär­form (Schaum) + 21,0
Kies, Sand, gebro­chene Natursteine + 8,6
Poly­mere des Sty­rols, in Pri­mär­for­men (Däm­mung) + 41,9
Zement, Kalk, gebrann­ter Gips + 9,5
Bau­holz, nach DIN 4074/S10 KVH + 44,0
Tabelle 1: Preis­än­de­rung Bau­ma­te­ria­lien – März 2021 auf März 2022 in Pro­zent (Quelle: zdb.de)

 

Diese Stei­ge­run­gen haben sich auch auf die Preise von Logis­tik­im­mo­bi­len aus­ge­wirkt – das zeigt der Bau­preis­in­dex für Gewerb­li­che Betriebs­ge­bäude (Quelle: destatis.de):

2018   + 4,7%

2019   + 3,8%

2020   – 0,2%

2021   + 15,6%

2022   + 12,2% (Q1 und Q2)

Der Trend wird sich vor­aus­sicht­lich auch in der Zukunft fort­set­zen: PWC erwar­tet für die nächs­ten bei­den Jahre wei­tere Stei­ge­run­gen von etwa 20 Pro­zent (Quelle: PWC-Stu­die „Preis­ent­wick­lung in der Brau­bran­che“ – PWC Real Estate, August 2022).  Auch wenn sich aktu­ell im 3. Quar­tal bei eini­gen Roh­stof­fen – zum Bei­spiel bei Stahl, Zink und Kup­fer – ein Preis­rück­gang abzeich­net, wird die­ser durch hohe Ener­gie­kos­ten und stei­gende Lohn­ab­schlüsse nahezu kom­pen­siert. Daher ist zumin­dest ein Ver­wei­len der Preise auf hohem Vor-Ukrai­ne­krise-Niveau absehbar.

Was bedeu­tet das in Bezug auf Logis­tik­im­mo­bi­lien? Ver­gleicht man bei­spiels­weise die Phase zwi­schen 2010 und 2017, so waren hier kaum Preis­stei­ge­run­gen fest­stell­bar. Der BKI stieg – wenn über­haupt – nur um ein bis zwei Pro­zent p.a. Die Infla­tion schwankte eben­falls um ein Pro­zent. Seit 2017 sind jedoch starke Preis­stei­ge­run­gen fest­stell­bar. Diese sind teils auf höhere Beschaf­fungs­kos­ten (Roh­stoffe, Lohn­stei­ge­rung, Fach­kräf­te­man­gel, Mate­ri­al­knapp­heit) zurück­zu­füh­ren, der BKI und eigene Erfah­run­gen wei­sen hier auf einen Anteil von etwa 2/3 hin. Teils lässt sich der Preis­an­stieg aber auch mit einer höher­wer­ti­gen Aus­stat­tung der Gebäude und auf Nach­hal­tig­keits­an­for­de­run­gen (DGNB, WELL Buil­ding) begrün­den, hier liegt der Anteil bei etwa 1/3  – je nach Gebäu­de­größe und ‑aus­stat­tung.

Die­ser Trend setzt sich, durch Lie­fer­ket­ten­pro­bleme und Mate­ri­al­ver­knap­pung ver­stärkt, auch im Jahr 2022 fort: Bis­her zeigt der BKI ein Plus von 12,2 Pro­zent (Desta­tis; BKI Q1 und Q2 /2022).

Den­noch blieb die Ren­dite der deut­schen Bau­in­dus­trie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nahezu kon­stant (vgl. bundesanzeiger.de). Dies lässt drauf schlie­ßen, dass die Preis­stei­ge­run­gen an die Kun­den wei­ter­ge­ge­ben wer­den konn­ten. Ein „Aus­nut­zen“ der Situa­tion von Preis­stei­ge­run­gen durch die Bau­un­ter­neh­men, um die Ren­dite zu erhö­hen, konnte jedoch nicht fest­ge­stellt wer­den. Hier scheint der Markt also zu funktionieren.

Die wei­tere Ent­wick­lung ist von hoher Unsi­cher­heit geprägt. Die Corona-Pan­de­mie, die Lie­fer­ket­ten­the­ma­tik und die Ukrai­ne­krise sind die dabei wesent­li­chen exter­nen Ein­fluss­fak­to­ren. Dies wird die Fak­to­ren, die die Bau­in­dus­trie selbst zu beein­flus­sen kann – etwa Digi­ta­li­sie­rung, modu­la­res, seri­el­les Bauen und Ener­gie­ef­fi­zi­enz –, wei­ter verstärken.

 

Autoren: Gre­gor Pelt­ner und Kat­rin Bor­cher­ding, GOLDBECK Inter­na­tio­nal GmbH

 

Quel­len­ver­zeich­nis:
Chart 1: Stahl­preis Deutsch­land 2017–2022 (Quelle: stahlpreise.eu)
Chart 3: Erd­gas­preis – NATURAL GAS CHART in Euro – 5 Jahre (Quelle: finanzen.net)
Chart 4: Kup­fer­preis seit 2017 (to) in Euro (Quelle: finanzen.net)
Chart 5: Preis­ent­wick­lung von Bau­ma­te­ria­lien (Quelle: Sta­tis­ti­sches Bundesamt)